Die Vorbilder sind entscheidend
Wie können mehr Frauen für die Politik begeistert werden? Dieser Frage ging der FDP-Bezirksverband Kurpfalz in seiner Veranstaltung „FRAUEN WÄHLEN – Frauen in der Kommunalpolitik“ nach. Als Referentinnen berichteten die Bürgermeisterin (Leimen) und Preisträgerin des Helene-Weber-Preises Claudia Felden und die Gemeinderätin und Vorsitzende der FDP Schriesheim Ulrike von Eicke aus eigenen Erfahrungen in der Kommunalpolitik und sprachen über Lösungsansätze, um mehr Frauen für die Kommunalpolitik zu begeistern.
Besonders im kommunalpolitischen Bereich ist es nach wie vor für alle Parteien schwer, Frauen für politsche Ämter zu gewinnen. Im Durchschnitt sind nur 30 Prozent der kommunalen Ämter mit Frauen besetzt. Je kleiner die Gemeinde, desto höher der Männeranteil, fasste Claudia Felden die Lage zusammen. Felden, selbst eine der wenigen Bürgermeisterinnen im Rhein-Neckar-Kreis, ist sich sicher, dass viele Aspekte in der Politik fehlen oder zu wenig Beachtung finden, wenn der Frauenanteil zu gering ist: „Deswegen sollte ein Parlament immer ein Querschnitt der Bevölkerung sein – auch was den Frauenanteil betrifft.“ Grundsätzlich seien Frauen und Männer gleich bereit, ein politisches Amt zu übernehmen. Frauen motiviere jedoch weniger der wettbewerbliche denn eher der solidarische Gedanken. Auch würden diese häufig erst nach Ansprache über ein Amt nachdenken und diese Entscheidung dann gründlicher abwägen als Männer, analysierte Felden.
Von Eicke berichtet genau von diesen Erfahrungen auf dem Weg in die Kommunalpolitik. Auch sie sei angesprochen worden und habe lange über die Entscheidung nachgedacht. „Hab ich die Zeit dafür? Kann ich das? Will ich das überhaupt?“, hat sich die heutige Gemeinderätin zunächst gefragt. Inzwischen ist sie froh, die Entscheidung so getroffen zu haben. Es sei jedoch viel Arbeit und „man muss es schon wollen“, stellt sie fest. In Schriesheim beträgt der Frauenanteil im Gemeinderat zwar fast 50 Prozent, alle Fraktionssprecher sind jedoch Männer. Als Mitglied der Liberalen Frauen Kurpfalz versucht sie, nun auch junge Frauen auf diesem Weg zu belgeiten und mit Ihren Erfahrungen zur Seite zu stehen.
Doch wie bekommt man denn nun mehr Frauen in die Kommunalpolitik? Wichtig sei es vor allem, aktiv auf Frauen zuzugehen. Das alleine reiche jedoch noch nicht aus: „Vorbilder, die Fragen beantworten können und das notwendige Rüstzeug mitgeben sind ein wichtiger Aspekt“, waren sich Felden und von Eicke einig. Es brauche mehr Sichtbarkeit, Repräsentation und Netzwerke. Frauen-Gruppierungen in den Parteien können hierbei hilfreich sein, aber auch überparteiliche Netzwerke, wie zum Beispiel das Helene Weber-Netzwerk. Der bundesweite Zusammenschluss von Kommunalpolitikerinnen, die für ihre Leistung mit dem Helene Weber-Preis ausgezeichnet wurden, fördert die Weiterqualifikation der Mitgliedfrauen und den Austausch von fachlichen Informationen untereinander. Die Preisträgerinnen verstehen sich als Botschafterinnen kommunalpolitisch aktiver Frauen und als Rollenvorbilder für politisch noch nicht aktive Frauen.
Zur Kommunalwahl im nächsten Jahr haben es sich Felden und von Eicke zum Ziel gemacht, die Listen mit ausreichend weiblichen Bewerberinnen zu füllen. Beide sind sich sicher, dass das es klappen kann.